Wiedergeburt
Viele Winter ist es her...
Es war Winter in Odtland. Der Himmel war klar und mondlos, und die Sterne leuchteten wie Edelsteine im Sonnenlicht. Im Norden spannten die Geister ihre bunten Schleier im Himmel.
Unser heiliges Land ist unter einer tiefen Schneedecke begraben.
Die bemoosten Hügel, die im Sommer von kleinen roten und blauen Blüten bedeckt sind, die schroffen Felsen, die steinigen Strände und sogar die uralten Bäume der Wälder ruhen unter einer dicken weißen Decke. Nur die Berge in dem die Flammen wohnen trotzen dem Schnee.
Wie es Tradition ist, lebt mein Volk zu dieser Jahreszeit, an den heissen Quellen.
Die Jäger waren noch nicht zurück.
Es war ruhig in der Siedlung.
Verschwitzt und vom Fieber geplagt, lag ich, in dicke Felle gewickelt, in einer unserer runden fensterlosen Steinhütte. Nur die Geister der meiner Ahnen waren bei mir als ich in den Schlaf fiel.
Ich fühlte mich taub, als ich in die dunkle Leere stürtzte. Ohne je wirklich aufzuschlagen umarmte mich der Nebel.
Er war kalt, trocken und brannte in den Gliedern. Ohne ein Gefühl für Zeit trottete ich gedankenlos durch diesen endlosen Schleier.
Schatten huschten an mir vorrüber, die von keinen Wesen stammen konnten das ich bis dahin kannte. Immer mehr wurden es.
Sie trieben ihr Spiel.
Schon als Welpen wurde mir erzählt, das im Nebel der Geister mancherlei Geschöpfe lauerten. Die ein führen dich zu den Ahnen, die anderen zerfetzen deine Seele und laben sich an deren Ether.
Die Schatten umringten mich. Nun Wird sich zeigen von welcher Art ihr seid.
Riesige dünne Schwarze Krallen setzten Plötzlich links und rechts von mir auf .
Ein markerschütternder Schrei ertönte. Er war lauter als der Donner, und sein Echo schien niemals zu verklingen.
Über mir sah ich dunkle Federn, die glänzten als wären sie vom Morgentau bedeckt.
Gigantische Schwingen schlugen. Die windstosse lösten zu erst die Schatten, wehten dann den Nebel hinfort und schliesslich brachen sie die Dunkelheit.
Es war Floki, der Geist des Raben, der Weise, der der die Toten schützt.
Er sah auf mich herrab. Er mussterte mich. Zwinkerte. Hob wieder eine Kopf, und lies erneute seinen Ruf erschallen.
Seine Schwingen beugten sich über mich, kamen näher, und drückten mich behutsam ansich.
Wie ein Kücken war ich nun unter seinen Flügeln verborgen.
Seine Federn waren weich, und gaben Wärme.
Endlich wärme.
Die Taubheit wich. Und wie ich meine Gedanken zurück errang, so verlor ich sich gleich wieder.
Ich sank zusammen, doch diesmal war ich in Sicherheit.
Ich erwachte wieder in der Hütte.
Durch die spalten in der Tür drang das matte Tageslicht Odtlands und der Geruch von von gebratenen Auerochsen herrein.
Doch da war noch etwas. Nich meine Eltern oder Geschwister, die waren sicher beim essen, jemand anderes war noch in der Hütte.
Die Schamanin unseres Stammes trat aus dem Zwielicht. Jorah! Eine große Frau, von schlanker Statur. Ihr blondes Haar kroch aus dem Bärenkopf, der die Kaputze zu ihren Fellumhang bildete, hervor und floss ihr über über die Schulter bis an die Brüste.
Sie war vollgehangen mit seltsamen Dingen: allerhand Knochen, Federn getrocknete Blumen, Schneckenhäuser.
Aus Ihrer großen vollgestopfen Tasche , luggte ihre Rassel mit den vielen Tierschädeln herraus. Ihre roten Stoffe verdeutlichten ihren Einfluss... allein für den den Farbstoff muss sie einen ganzen Sommer schnecken gesammtel haben.
Sie hat schon viele Winter erlebt, etwas älter als meine Mutter warscheinlich. Doch ihr Gesich zeigte dies nicht. In ihren Gesich kämpfte die Güte Ihrer Augen gegen die Härte und Strenge ihrer Gesichtszüge die noch durch eine Narbe quer Über die Nase unterstrichen wurde.
Sie setzte sich zu mir.
Aus Ihrer Tasche holte Sie einen dunkeln, dampfenden Lederschlauch. Öffnete ihn und füllte mir heißen Bärenfang in ein kleines Trinkhorn.
"Es besänftigt die Seele , festig sie und wäscht die Zunge." sagte sie immer.
Nachdem ich ausgetrunken hatte, erklärte sie mir das ich gestorben bin. Das ich durch den Nebel der Geisterwelt gegangen bin und das ich zurückkam weil der Geist des Raben so entschied.
Die Nachricht meines Todes verunsicherte mich nicht so sehr wie wie das sie bereits wusste was ich im Nebel erlebt habe.
Sie brachte mir nahe das ich nicht mehr so bin wie die anderen Kinder. Meine Augen sollen nun Dinge sehn, mein Ohren Dinge hören, und meine Hände Dinge Fühlen , die anderen verborgengeblieben wären.
Sie spracht für mich in Rätzeln.
Aus diesen Grund wäre ich nicht länger Sohn meines Clans. Ich kann nich weiter ihren Namen tragen.
Viel mehr bin ich nun ein Kind der Geister. Und da Floki mich geboren hat trage ich von nun an seinen Name.
Ich würde in Zukunft bei Ihr wohnen, und Ihr Handwerk erlernen.
Ich würde noch verstehen.
Es gab keine Trauer in mir als ich Auszog, obwohl da Trauer hätte sein müssen.
Mein Clan war traurig,wenn auch Stolz.
War ich durch die Frage die im meinen Kopf brannte zu abgelenkt um zu trauern?
Die Frage warum Floki mich erwählt hat?
Oder hatte Jorah recht, und ich bin nun kein Teil meines Clans mehr...