Auf dem Gelände der Ostmarkakademie befindet sich ein altes Backsteingebäude, das von aussen alle Anzeichen eines Speichers aufweist. Das Tor leuchtet allerdings in frischer grüner Farbe und auch die Balken des Fachwerkgebäudes wurden gereinigt. Über der kleinen Tür an der Stirnseite des Gebäudes weist ein Schild auf die neue Art der Nutzung hin. Ein Holzschild, in das ein Bierkrug eingraviert wurde, der vor einem Ährenbündel und einem Kornsack steht. Darüber ist der Schriftzug "Zum Alten Speicher" zu lesen.
Im Innern des Speichers wurden auf der ehemaligen Tenne mehrere Tische und Bänke aufgebaut. In den Ecken stehen kleinere Tische mit Stühlen. Auf den Tischen stehen schwere Kerzenhalter mit frischen Kerzen, an den Balken stecken Kienspäne in ihren Halterungen. Von der Decke hängen mehrere kleine Eisenleuchter mit Kerzen. An den Tresenenden hängen zwei kleine Kohlepfannen von der Decke, in denen gebliche Klumpen liegen.
Im ersten Stock, wo einst die Vorräte gelagert wurden, ist eine große Tafel aufgebaut. An einer Längsseite ist ein Kamin aufgebaut. Die Luken, durch welche früher die Säcke mit einem Flaschenzug hinaufgezogen wurden, stehen tagsüber offen, um Licht hereinzulassen. Auch hier stecken in den Wänden Halterungen für Kienspäne. Über der tafel hängt ein großes Wagenrad auf dem mehrere Kerzen angebracht sind.
In der zweiten Etage werden gerade Zimmer für eventuelle Gäste hergerichtet.
Hin und wieder rennt ein Zwerg durch die erste Etage, ruft irgendwelche Anordnungen, prüft das Bierfass, welches hinter dem Tresen aufgebaut ist oder rennt in einen Nebenraum, der offenbar zur Küche umfunktioniert worden ist. Ab und an sieht man eine Schankmaid auf seine Anordnungen hin etwas erledigen.
Bernulf betrat den Schankraum und setzte sich in eine Ecke. Er ist vor ein paar Stunden hier aufgetaucht und suchte etwas Ruhe, die er in den frühen Nachmittagsstunden hier im alten Speicher fand. Er nahm an einem kleinen Tisch Platz und lehnte sich an den Stuhl. Dem Wirt gab er kurz seine Bestellung auf und suchte dann etwas in seiner Tasche. Seinen Bogen lehnte er neben sich an die Wand.
Die Tür des Speichers öffnete sich leicht ächzent und gemütlichen Schrittes kam ein Reisender herein und ging auf die Theke zu. Auf den ersten Blick war nichts ungewöhnliches an ihm zu endecken, ein einfacher dünner Mantel war um seine Schultern geschlungen und er trug etwas wie eine Robe aus wollendem Stoff. Unter seinem Umhang schien sich etwas wie ein Bündel zu verbergen, dass an seiner Seite hing und in der Hand hielt er einen beschnitzten Wanderstab.
Der Blick der Schankmaid verriet aber, dass irgend etwas an dem Neuankömmling komisch zu sein schien und als er sich um Raum umblickte wurde dem aufmerksamen Beobachter auch klar was. Es war definitiv kein Mensch, der in den "Alten Speicher" gekommen war, seine Ohren waren spitz, spitz und lang, länger als bei den meisten Elfen. Aber das irritiernste war sein Blick, seine Augen, oder besser das eine, welches nicht unter einer Augenklappe verborgen war, zeigte keine Anzeigen von Ausdruck und nur ein starrer schwarzer Fleck prangte in einer Weißen Iris.
"Guten Abend, ich hätte gern einen Krug Bier und etwas zu Essen", sagte der Fremde, kramte unschlüssig in einem Beutel mit Münzen, um ihn dann doch komplett auf den Tresen zu legen. "Ich glaube, das sollte genügen."
Im Gehen öffnete er die Fibel seines Umhangs und löste diesen von seinen Schultern und hängte ihn über seinen Arm. Aus dem Bündel an seinem Rücken ragte der Griff eines Schwertes.
Bernulf betrachtete den neuen Gast ruhig und aufmerksam. Er wusste noch nicht genau, wo er diesen einordnen sollte. Irgendetwas wie ein druide, oder ein Schamane vielleicht. Jedenfalls merkwürdig, so einen hier an der Akademie zu treffen. Offensichtlich war der nur auf der Durchreise, und wie es schien, war er auch blind. Bernulf beschränkte sich zunächst noch aufs beobachten. nachher würde er ihm vielleicht anbieten, ihn durch den Wald zu begleiten.
"Ja man könnte sagen, dass ich nur auf der Durchreise bin", der Fremde setzte sich und verstaute das Bündel zu seinen Füssen, " aber wann kann man schon behaupten, dass man angekommen ist?"
Der Blick des Neuankömmlings wanderte kurz suchent zum Wirt und der Schankmaid.
"Man nennt mich Gawayn, mit wem habe ich das Vergnügen?"
"Mein Name ist Bernulf." Kurz sah er zur Tür, dann wieder zu dem Elfen, oder was auch Gawayn sein mochte. "Allerdings, das ganze Leben ist eine Reise. Wohin seid ihr denn unterwegs?"
"Im Moment suche ich etwas", in Gedanken zog Gawayn eine Pfeife und einen Beutel mit Tabak hervor," ich suche Personen mit besonderen Befähigungen."
Sachte begann Gawayn seine Pfeife zu stopfen und sah immer wieder Bernulf an.
"Es sind Kämpfer und Magiebegabte dich ich suche." Gawayn entzündete einen Docht an einer Kerze und entzündete die Pfeife. Zwei tiefe Züge später erfüllte ein würziger Duft nach Tabak die Luft.
"Kennst du das Fest der Drachen Bernulf? Auf der Festinsel gibt eine Gilde für die Magier, die das Fest besuche um für ihre Überzeugung zu streiten. Leider ist diese Gilde aber nicht in der Lage, für ihre eigene Sicherheit zu sorgen. Aus diesem Grund stelle ich eine Gruppe von Spezialisten zusammen, die dafür sorgen soll, dass die sterblichen Fingerwuchtler am Leben bleiben."
Nach zwei weiteren Zügen aus seiner Pfeife, griff Gawayn in seine Tasche und zog eine Flasche und zwei kleine Becher hervor. Mit einem kleisen 'Plopp' entkorkte er die Flasche und schenkte in beide Becher ein.
"Uisge Bernulf?" Gawayn schob einen Becher zu seinem Gegenüber.
Zum ersten mal zeigte sich etwas wie ein lächln auf Bernulfs Gesicht.
"Gerne, ein Gläschen von dem Zeug treibt wirklich die Lebensgeister wieder zurück"
Bernulf sah zu, wie der Elf sich die Pfeife stopfte und entzündete.
"Das Fest der Drachen kenne ich. Ich weile dort seit einigen Jahren im grünen Lager. Auch die Gilde der Magie ist mir bekannt. Ich nehme an, dass dieser Schutz für die Magier aus allen Lagern zusammengestelt wird, um wieder zu zeigen, dass die Gilden jedem offen stehen. Und gute Kämpfer... die gibt es hier schon, aber verglichen mit den gut gerüsteten Einheiten des Silbernen oder den Lanzen des Roten, selbst mit den Klauen des Grünen können unsere Ostmärker nicht mithalten. Die meisten von ihnen kennen den Kampf im Wald und aus dem Hinterhalt. Worin wir wirklich gut sind, ist das Bogenschiessen. "
Bernulf sah Gawayn an, wie dieser die Becher füllte. Man sah ihm an, dass er überlegte. Offenbar suchte er eine Lösung.
"Und was die Magier angeht, unsere kommen nicht zum Fest. In meiner Gruppe ist auch derzeit noch kein Magier."
"Slainté!" er hob den Becher und nahm einen kräftigen Schluck. Pfeife und Uisge genießent schwieg Gawayn einen Moment und nach einem weiteren Schluck fuhr er fort:" Die Kampfkraft der Silbernen ist nicht zu bestreiten aber ich denke für die Aufgaben, die in diesem Fall auf sie zukommen, wäre eine stählerne Schildreihe zu unflexibel."
Bernulf nahm auch einen Schluck und lehnte sich dann zurück auf seinen Stuhl.
"Du brauchst also schnelle Truppen? Dann nehme ich an, die sollen nicht nur das Gildenhaus bewachen sondern die Magier, die von einem Lager zum nächsten ziehen und in den Wäldern Kräuter sammeln, richtig?"
Er nahm noch einen Schluck Uisge und wartete auf Gawyns Antwort.
"Nicht unbedingt der Schutz aller Magier, aber im Kern hast du recht", Gawayn nahm einen Schluck Uisge und sah in den leeren Becher, " Es geht darum, dass die Männer schnell reagieren können, auch an der Gilde sebst. Du wirst den Standort der Gilde kennen, es gibt keinen schlechteren Ort wenn Orks in direkter Nachbarschaft leben."
Gemütlich paffte Gawayn seine Pfeife und sah Bernulf mit einem Grinsen an: " Der mächtigste magische Punkt der Drachenlande, aber eine Sicherheit konnten sie bisher nicht aufbauen."
Bernulf schien zu überlegen, gedankenverloren sah er in seinen Becher und schwenkte ihn dabei etwas umher.
Hmmmm...Ich habe auf dem Fest der Drachen schon eine feste Aufgabe. Die meiste Zeit über bin ich im Wald. Ich hätte nachts und ab und an auch tagsüber ein paar Männer frei. Aber das klingt nach einer Aufgabe, wo ständige Anwesenheit gefordert wird. Ich kann mich im Lager umhöhren und wenn noch jemand eine Arbeit sucht, werde ich ihn zu Dir schicken. Ich bin mir sicher, manch einer würde gerne die Magier schützen und ihnen mal bei der Arbeit zusehen."
Jetzt machte er eine kurze Pause und sah Gawayn an
"Und wenn Du oder die Gilde etwas im Wald zu tun hat, dann sprich am besten mit mir. Dort kann ich Dir Sicherheit versprechen, wenn ich weiß, wer deine Gruppe ist."
[ Editiert von Administrator Bernulf am 21.03.12 12:58 ]
"Haha... glaubst du sie müssten nur zusehen? Jemandem der eine solche Aufgabe bekleiden muss, sollte auch eine spezielle Ausbildung zuteil werden." Gawayn schien sichtlich gut gelaunt und schenkte sich aus der bauchigen Falsche nach.
"Auch wenn du keine Männer für mich hast, ist es aber gut zu wissen, dass es Waldläufer gibt, die sich im Gelände um die Stadt auskennen, oft bietet der Wald so manches Geheimnis. Nicht nur den Feenkreis."